IM NOTFALL WÄHLEN SIE 112

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Wie in jener Zeit üblich, wurden alle Personen jüdischen Glaubens schrittweise aus dem allgemeinen Leben verbannt. Dazu gehörte auch ihr Ausschluss aus Vereinen und Feuerwehren. Bereits am 12. Mai 1933 entschied der Verwaltungsrat der Scheinfelder Feuerwehr mit großer Mehrheit gegen die Aufnahme zweier Juden in den aktiven Feuerwehrdienst. In einer Sitzung im Januar 1934 wurde generell der Ausschluss der Juden aus der freiwilligen Feuerwehr beschlossen, um den anderen Vereinen in dieser Sache nicht nachzustehen, jedoch haben zu diesem Zeitpunkt nicht alle nichtarischen Feuerwehrleute die Feuerwehr verlassen. Wie schwer man sich mit der Durchführung dieses zweifellos auferlegten Entschlusses tat, illustriert der Fall Alfred Braun, der sich weigerte, der Aufforderung nachzukommen. Im April wurde er fast sehnsüchtig gebeten, die Feuerwehr zu verlassen, damit man nicht offiziell gegen ihn vorgehen müsse: „Dem Alfred Braun wird nahegelegt seinen Austritt zu erklären, damit dem Verwaltungsrat eine Beschlussfassung wegen des Ausschlusses infolge nicht arischer Abstammung erspart bleibt.“ Da Braun der Bitte nicht nachkam, schloss ihn die Feuerwehrleitung am 29. April 1935 offiziell aus der Feuerwehr aus. Nur sehr spärliche Nachrichten haben sich über die Scheinfelder Feuerwehr im 2. Weltkrieg erhalten, im November 1940 wurden alle Wehrführer auf Adolf Hitler vereidigt, um so die Feuerwehren noch enger an die Befehle des Führers zu binden. Im Jahre 1941 bestand die aktive Mannschaft der Scheinfelder Wehr noch aus 12 Mann. Im Oktober 1943 wird die Mitgliederzahl mit 18 Aktiven angegeben.

Aufgrund eines Reichserlasses vom 9. November 1943 zur Erhaltung der Schlagkraft der Feuerwehren wurden in Scheinfeld auch Kranke und Leichtverletzte zum Feuerwehrdienst herangezogen. Gleichzeitig stellte die Stadt einen Antrag auf Zulassung einer freiwilligen Frauenfeuerwehr, die, wie Bilder im Protokollbuch zeigen, in Scheinfeld auch eingeführt wurde. Im August 1944 erklärte die Post in Scheinfeld, dass sie nur noch vier voll einsatzfähige Beamte hat. Daher könnten nur zwei Postjungboten für den Feuerwehrdienst bereitgestellt werden. Mit dem Versuch, die letzten Reserven für den Feuerwehrdienst heranzuziehen, enden die Nachrichten über die Scheinfelder Feuerwehr im Krieg.


Kapitel 4
Neuanfang ab 1947

Noch während des Krieges, kurz nachdem der Raum um Scheinfeld von den Alliierten Truppen besetzt worden war, fragte der Bürgermeister von Scheinfeld bei der Alliierten Militärkommission an, ob die Feuerwehr auch in der Zeit der nächtlichen Ausgangssperre im Notfalle ausrücken dürfe. Eine Antwort ist nicht überliefert. Im September 1945 wurden alle Mitglieder der Feuerwehren auf ihre politische Gesinnung hin überprüft. Im Rahmen der Aktion wurden viele Feuerwehrführer und -männer verhaftet, in Scheinfeld der Bezirksbrandinspektor Lax und der während des Krieges als Wehrführer in Scheinfeld fungierende W. Kuch.

Nach der Zerschlagung der alten Feuerwehrorganisation musste ein völliger Neuanfang unternommen werden: Am 22. November 1947 fand im Saale des Gasthauses „Weißes Roß“ eine Wiedergründungs- und Generalversammlung statt, die der nunmehrige Kommandant Fritz Mergenthaler leitete. Es waren 49 frühere Mitglieder der Feuerwehr erschienen, die einen neuen Kommandanten und eine neue Vorstandschaft zu wählen hatten. Kommandant und gleichzeitig 1. Vorstand wurde Fritz Mergenthaler. In den nun folgenden Jahren musste die Scheinfelder Feuerwehr neu organisiert und ausgestattet werden. Bereits auf der Generalversammlung im Jahre 1950 konnten die ersten Erfolge vorgezeigt werden: Mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt konnte im Frühjahr 1950 ein LF 15 auf einem 1,5 t Blitz-Fahrgestell angeschafft werden, zumal auch der Landkreis und der Freistaat Bayern Zuschüsse gewährten. Ferner wurden durch die Stadt 470 m B-Schlauchleitungen, 120 m C-Schläuche, 50 Arbeitsanzüge und ein Feuerlösch-Schaumgerät der Feuerwehr zur Verfügung gestellt. So bereitete weniger die technische Ausstattung Sorge, sondern die personelle. Obwohl die Feuerwehr 1950 einen Mitgliederstand von 123 Mann aufwies, waren doch nur 26 zur Generalversammlung erschienen, ein Umstand, der Bürgermeister wie Kreisbrandinspektor zu heftigen Klagen über den mangelnden Idealismus bewegte. Dieser bedauerliche Zustand blieb in den frühen 50er Jahren akut. Auf der Generalversammlung im Jahre 1953 schilderten Kommandant Mergenthaler und Bürgermeister Lax die katastrophale Situation: „Für eine Brandkatastrophe in Scheinfeld selbst wäre die derzeit aktiv tätige Mannschaft trotz des vorhandenen modernen Löschfahrzeugs ungenügend, da für dieses Gerät die vorhandenen Wasservorräte nicht ausreichen würden. Auch in Zukunft müsse eine Bedienungsmannschaft für die Handdruckspritze bereitstehen. In erster Linie müsse aber die Zahl der aktiven Feuerwehrmänner erhöht werden.“ (Lax) Neben dem neuen Löschfahrzeug besaß die Feuerwehr eine große Leiter, die gegen Gebühr ausgeliehen werden konnte. Sie betrug für Einheimische 50 Pfennige, für Fremde 1 Mark pro Stunde.