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In den letztvergangenen Jahren wurden bekanntlich in Bayern so viele Feuerwehren gegründet, dass kaum ein Ort mehr von der Größe und Bedeutung Scheinfelds vorhanden ist, wo nicht schon eine Feuerwehr besteht. Ja, es sind sogar auf Veranlassung einer Kammerdebatte die Namen der Städte und Märkte in Zeitungen öffentlich gerügt, in denen noch keine Feuerwehren bestehen, von welcher Rüge sich jedoch in unserer nächsten Nähe kürzlich Langenzenn, Schlüsselfeld, Burghaslach (wo die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr eben jetzt betrieben wird) befinden. Es sollen hier nicht größere Städte wie Neustadt, Uffenheim, Windsheim als Beispiele angeführt werden, auch an viel kleineren Orten wie die zuerst genannten sowie in Ochsenfurt, Wiesentheid und Gerolzhofen bestehen bereits Freiwillige Feuerwehren und werden von den betreffenden Gemeinden aufs kräftigste unterstützt, so dass z.B. in Gerolzhofen der dortige Magistrat bereitwillig 1500 Gulden für die Feuerwehr bewilligte.

Ist es unter solchen Verhältnissen nicht eine Ehrensache für Scheinfeld, nun endlich auch in dieser Sache vorzugehen? Hier am Sitze mehrerer königlicher Behörden und Staatsgebäuden bei Feuersgefahr allen den Schutz angedeihen zu lassen, den dieselben auch an den anderen Landgerichts- und Bezirksamtssitzen, wo fast ohne Ausnahme überall Feuerwehren bestehen, genießen und den diese Institute gewähren. Überdies wird sich ein wohllöblicher Magistrat der Ansicht nicht verschließen können, dass eine Reorganisation des hiesigen Löschwesens geboten erscheint, da dasselbe aus den Zeiten unserer Väter stammend den Anforderungen der Jetztzeit keineswegs mehr zu entsprechen vermag.

In Berücksichtigung der erwähnten Tatsachen sowie dem Wunsch mehrerer hiesiger Bürger entsprechend, hat der hiesige Turnverein die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr wiederholt angeregt. Dieser veranlasst zu diesem Zwecke eine ziemlich besuchte Versammlung hiesiger Einwohner, in der die Frage, nachdem allgemein die Nützlichkeit und das Zeitgemäße der Feuerwehr anerkannt wurde, ob es möglich ist hier eine lebensfähige Feuerwehr zu errichten, d.h. ob wir die nötigen Kräfte hierzu gewinnen würden und ob die nötigen Mittel hierzu aufgebracht werden können, besprochen wurden. Die erste Frage, ob wir die nötigen Kräfte haben, ist bejahend dadurch beantwortet, dass sich durch Unterschriften ca. 18 Tauglicher zu Steigern und Schlauchführern angeboten haben. Zum anderen arbeiten als Spritzenleute und Ausräumer eine weit größere Anzahl als unterzeichnet haben. Als gastige Mitglieder, welche durch Beiträge die Sache unterstützen, haben sich ebenfalls schon mehrere Persönlichkeiten angemeldet und es ist mit Sicherheit zu erwarten, dass weitere Beitritte erfolgen. Ehe man den zweiten Teil der Frage beantworten konnte, musste man sich fragen: Was ist das Notwendigste und Unentbehrlichste für die hiesigen Verhältnisse und was würde dieses anzuschaffen kosten. Man nimmt für die hiesigen Lokalverhältnisse 18-20 Steiger und Schlauchführer für ausreichend an, würde man auch mit 12 Ausrüstungen ausstatten könne, die per Ausrüstung zu 8 Gulden gerechnet ca. 100 Gulden kosten würden. Für Anschaffung der weiteren notwendigsten Geräte würden dann weitere 100 Gulden nötig sein, so historischen
Aufzeichnungen zu entnehmen. Die aufzubringenden notwendigen 200 Gulden sollten durch die Stadt, durch den Fürsten von Schwarzenberg und durch Spenden von der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, sowie der München-Aachener Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft aufgebracht werden. Mit dem Ausdruck des festen Vertrauens auf die Hilfe der Stadt endete der Brief.

In dem Schreiben wird das langjährige Bemühen von Teilen der Bürgerschaft deutlich, auch in Scheinfeld, wie in der engeren und weiteren Umgebung bereits geschehen, eine Freiwillige Feuerwehr zu errichten. Die Bereitschaft der Bürger, aktiv den Feuerwehrdienst auszuüben, musste aber vom städtischen Magistrat durch den Kauf von Löschgeräten unterstützt werden. Gerade daran mangelte es aber in der Folgezeit häufig. Der städtische Magistrat nahm die Initiative des Turnvereins auf und schrieb sowohl an die Versicherung wie an die Bank. Dass die Scheinfelder Bemühungen um eine Feuerwehr nicht isoliert und als ein Sonderfall betrachtet werden dürfen, zeigten schon die zahlreichen Hinweise auf ähnliche Feuerwehrgründungen in der Umgebung. Die rechtliche Grundlage der allgemeinen Neuorganisierung des Feuerlöschwesens wurde in dem Schreiben an die Generalagentur der München-Aachener Mobiliarfeuerversicherungsgesellschaft vom 19. Juni desselben Jahres deutlich: Die bisher geltende bayerische Feuerverordnung vom 30. März 1791 war außer Kraft gesetzt worden, an deren Stelle nun der Aufbau eines engen Netzes von Freiwillige Feuerwehren treten sollte, von welchen bei Feuersgefahr die Löschung und Rettung nach bestimmtem Plan und System mit neuen technischen erprobten Hilfsmitteln besorgt werden. Dieser Schritt war in Scheinfeld zum Zeitpunkt des Schreibens bereits vollzogen, so dass der offizielle Gründungsakt entweder bereits am 12. März, was der betreffende Brief nicht ausdrücklich mitteilt, oder spätestens bis Mitte Juni 1869 stattgefunden hatte.