IM NOTFALL WÄHLEN SIE 112

Beitragsseiten

Kapitel 5
Die Entwicklung bis zur Gegenwart

Als erste Feuerwehr im Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim führte die Feuerwehr Scheinfeld die Ausbildung nach der neuen bundesweiten Feuerwehrdienstvorschrift 2 im Jahre 1985 ein. Diese Ausbildung nahm in den folgenden Jahren einen immer größeren Raum ein, welche Löschmeister Franz Hufnagel, der selbst an der Feuerwehrschule Würzburg die Qualifikation zur Ausbildung bei einem Lehrgang erworben hatte, federführend am Ausbildungsstandort Scheinfeld übernahm. Einen Wechsel gab es zu dieser Zeit an der Spitze der Feuerwehr Scheinfeld: Zum neuen Kommandanten wählte die Mannschaft den bisherigen Stellvertreter Gerhard Knöchlein. Auch ein Wechsel an der Vereinsspitze war zu verzeichnen. Aus beruflichen Gründen trat Peter Korn zurück. Neuer Vorsitzender wurde Heinrich Teufel. Ende 1986 plante man auf Vorgabe des Landesamtes für Brand- und Katastrophenschutzes die Beschaffung eines Rüstwagen (RW 2) für die Stützpunktwehr Scheinfeld. Er konnte aber aus finanziellen Gründen erst im Jahr 1991 im Herstellerwerk abgeholt und in Dienst gestellt werden. Ende 1987 musste Kommandant und Kreisbrandmeister Gerhard Knöchlein aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Neu gewählt wurden der bereits als Kreisbrandmeister fungierende Franz Hufnagel. Anfang 1988 konnte als Pilotprojekt ein Computer in Betrieb genommen werden. Maßgeblich beteiligt und tätig dafür war der frühere Vorsitzende Peter Korn.

Den wohl größten Einsatz in ihrer Geschichte hatte die FF Scheinfeld am 25. März 1988 zu verzeichnen. In einem Chemiebetrieb der u. a. auch Kaltreiniger aus Kfz-Werkstätten durch Destillation regenerierte, brach um 10.23 Uhr durch einen Defekt in der Destillationsanlage mit nachfolgendem Auslaufen von Thermo-Öl ein Brand aus, der sehr rasch um sich griff und einen großen Teil des Betriebes erfasste. Trotz Vornahme eines Schaum- und eines B-Rohres war die Ausbreitung des Feuers nicht aufzuhalten. Es erfasste auch einen Stapel von 200 l Fässern. Als nachteilig machte sich vor allem der Löschwassermangel bemerkbar. Der Tank des TLF 16 war binnen kürzester Zeit leer und vom nächstgelegenen Unterflurhydranten (Stichleitung!) konnten nur 500 l/min entnommen werden. Dies reichte nicht aus, um die eingesetzten Rohre laufend zu versorgen. In den darauffolgenden Jahren konnte von der Stadt die Ringleitung geschlossen und dadurch die Wasserversorgung deutlich verbessert werden. Nach Eintreffen des Löschfahrzeuges und des Schlauchwagens an der Brandstelle, wurden von dem ca. 500 m entfernten Bach Scheine nacheinander zwei B-Förderleitungen verlegt, wobei die FF Markt Bibart an der Saugstelle zum Einsatz kam. Die dritte Förderleitung verlegte der mit dem Löschzug der FF Neustadt/Aisch eingetroffene Schlauchwagen zusammen mit der FF Sugenheim. Nach und nach konnten weitere B- und C-Rohre eingesetzt werden. Dies war auch nötig, da der 200 l Fass-Stapel gekühlt werden musste, weil immer wieder Fässer durch Explosion emporgerissen wurden und eine nicht unerhebliche Gefahr für die eingesetzten Feuerwehrleute bestand. Über der Brandstelle stand ein riesiger Rauchpilz, der zuerst in nördliche Richtung, später in nordwestliche Richtung zog. Aus Sicherheitsgründen mussten die Grund- und Hauptschule, das Gymnasium, sowie ein größeres Gebäude in der Würzburger Straße vorsorglich evakuiert werden. Nachdem der Brand mit Wasser allein nicht zu löschen war, ließ Kreisbrandrat Schneller die Feuerwehren aus Bad Windsheim und Uffenheim mit Schaum-Wasser- Werfern nachalarmieren. Gleichzeitig wurde alles verfügbare Schaummittel aus Bad Windsheim, Neustadt/ Aisch und Scheinfeld nachgefordert. Durch den Einsatz der beiden Schaum-Wasser-Werfer konnte gezielt von zwei Seiten Schaum auf den brennenden Fassstapel (überwiegend Benzin und Petroleum) aufgebracht werden und eine deutliche Löschwirkung erzielt werden. Gegen 13:15 konnte „Feuer unter Kontrolle“ gemeldet werden, wobei der Einsatz damit lange nicht beendet war. Insgesamt wurden ca. 1.000 l Schaummittel verbraucht. Nach dem „Terma-Brand“ wurde auch für die Feuerwehr Scheinfeld ein Schaum-Wasser-Werfer beschafft, um bei ähnlichen Bränden größere Mengen Wasser oder Schaum mit entsprechender Wurfweite einsetzen zu können. Wie sich bei späteren Untersuchungen herausstellte, waren im Brandrauch nur geringe Mengen an Schadstoffen enthalten. Dies zeigten auch Bodenproben. Das Löschwasser staute die FF Scheinfeld auf dem Betriebsgelände auf. Nach dem Einsatz mehrerer Tragkraftspritzen mit Entnahme aus den Kanalschächten wurde es im „Kreislaufverfahren“ wiederverwendet. Nachdem der Verdacht bestand, dass es chemisch belastet sein könnte, wurde es in den Tagen danach mit Tankfahrzeugen nach Markt Bibart gebracht und in Kesselwagen der Bundesbahn zwischengelagert. Bei Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Löschwasser keine schädlichen Substanzen enthielt. Es konnte über die örtliche Kläranlage entsorgt werden. Die Feuerwehr konnte bei dem Einsatz verhindern, dass mehrere Salzsäuretanks im Eingangsbereich des Betriebes in Mitleidenschaft gezogen wurden. Von den ca. 1.000 gelagerten Fässern sind nur etwa 450 verbrannt. Ein derartiger Einsatz stellte die eingesetzten Feuerwehren bei ungünstigen Witterungsverhältnissen (während des Einsatzes regnete es zeitweise sehr heftig) vor eine Vielzahl von gleichzeitig notwenigen Aufgaben, da neben der Brandbekämpfung noch Ölsperren aufgebaut werden mussten. Der Brand beschäftigte noch Wochen danach Stadt, Landratsamt und weitere Behörden. Fast täglich konnte man der Presse Berichte, Leserbriefe und Kommentare entnehmen.

Was in einer gemeinsamen Übung der FF Scheinfeld und den Stadtteilwehren im September 1989 noch geprobt wurde, ereignete sich einen Monat später als Ernstfall: Ein amerikanischer Kampfhubschrauber berührte bei Langenfeld eine Starkstromleitung und stürzte ab. Die beiden Besatzungsmitglieder waren beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehren aus Scheinfeld, Langenfeld, und Neustadt/ Aisch bereits tot. Mit dem Schaum-Wasser- Werfer wurde der brennende Hubschrauber abgelöscht. Eine Reihe von Einsätzen in und um Scheinfeld er- forderte der Anfang Februar wütende Sturm „Wibke“. Weitere Einsätze verzeichnete man im Jahr 1990 bei Wohnhaus- und Scheunenbränden, Mähdrescher- und Feldbränden sowie Verkehrsunfällen, die immer häufiger den Einsatz von technischer Hilfeleistung verlangten. Ende 1990 konnte das alte Löschfahrzeug (Opel-Blitz, Baujahr 1949) restauriert werden, es erstrahlt seitdem in neuem Glanz und wird hin und wieder bei Festlichkeiten vorgestellt. Nach erneut längerer Flaute im Bereich des Nachwuchses, wurde 1990 eine große Werbeaktion gestartet, bei der jeder Jugendliche im Stadtgebiet ab dem 14. Lebensjahr angeschrieben wurde. Bis zum Jahresende konnte so zunächst eine kleine Gruppe von rund 10 Jugendlichen für die Jugendfeuerwehr gewonnen werden. Durch Mundpropaganda unter den Jugendlichen konnte die Zahl in den Folgejahren auf bis zu 25 Mitglieder erhöht werden. Am 29. Februar 1992 erfolgte dann die offizielle Gründung einer Jugendfeuerwehr mit ordentlicher Satzung nach dem Muster der Deutschen Jugendfeuerwehr. Das große Engagement der Mädchen und Jungen wurde mit einer stattlichen Anzahl an Pokalen belohnt, welche bei diversen Veranstaltungen erkämpft wurden. Die Ausbildung Truppmann/Truppführer für Feuerwehren aus Scheinfeld und Umgebung nahm in der Folgezeit einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Sie ist auch als Voraussetzung für den Gruppenführer und weitere Lehrgänge notwendig. Auf Landkreisebene werden in Scheinfeld seit einigen Jahren die Maschinisten zentral ausgebildet. Ende 1992 konnte die FF Scheinfeld von der Feuerwehrschule Würzburg eine gebrauchte Drehleiter (DLK 23-12) erwerben, welche die bis dahin eingesetzte Anhängeleiter ersetzte. Sie wurde im Beisein des Bayerischen Innenministers Günter Beckstein übergeben und zusammen mit dem vom Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim beschafften Schlauchwagen (SW 2000) im Mai 1993 eingeweiht. Das Jahr 1994 geht in die Geschichte der FF Scheinfeld als Jahr der Toten ein. Bei mehreren Verkehrsunfällen binnen weniger Wochen, gab es keine Rettung mehr für die Insassen der jeweiligen Fahrzeuge. Sie konnten nur noch tot geborgen werden, was eine erhebliche psychische Belastung für die eingesetzten Feuerwehrleute darstellte. Im Januar 1995 hatten die Feuerwehren in und um Scheinfeld mit einem großen Hochwasser zu kämpfen. Unter anderem musste während des über 24-stündigen Einsatzes in der Würzburger Straße ein 1 Meter hoher Damm aufgeschüttet und einige hundert Sandsäcke gefüllt werden. Auf der Jahreshauptversammlung im März 1995 stellte der bisherige Kommandant und Kreisbrandinspektor Franz Hufnagel sein Amt zur Verfügung. Zum neuen Kommandanten wählten die Aktiven der FF Scheinfeld Andreas Schick. Nachdem das bisherige Tanklöschfahrzeug das stattliche Alter von 30 Jahren erreichte, und die Ersatzteilbeschaffung für die Pumpe zunehmend Schwierigkeiten bereitete, die Stadt aber finanziell nicht in der Lage war eine Neuanschaffung zu tätigen, beschaffte man als Übergangslösung für geplante sieben bis zehn Jahre, ein 19 Jahre altes Tanklöschfahrzeug zum Ersatz. Dieses wurde in wochenlanger Arbeit von den Gerätewarten auf Hochglanz gebracht und nach den technischen Anforderungen umgebaut, bevor es Anfang Oktober 1995 offiziell in Dienst gestellt werden konnte. Eine Scheune und mehrere landwirtschaftliche Nebengebäude wurden im August 1996 mitten im Ortskern von Scheinfeld ein Raub der Flammen. Die Feuerwehren konnten jedoch ein Übergreifen auf Nachbargebäude bei diesem Großeinsatz verhindern. Drei Tote forderte ein Tiefbauunfall im August 1998 in der Nähe von Stierhöfstetten. Die Arbeiter, die an einer Kanalbaustelle beschäftigt waren, wurden durch nachrutschendes, schweres, lehmiges Erdreich verschüttet. Sie konnten von der Feuerwehr Scheinfeld nur noch tot geborgen werden.