Am Samstag den 01. Januar 2000 wurde die Feuerwehr Scheinfeld gegen 19.00 Uhr alarmiert, um bei einem Katastropheneinsatz zusammen mit anderen Wehren Mittelfrankens im französischen Limousin mitzuwirken.
Die Aufgabe war es, Sturmschäden die durch die beiden Orkanen an den Weihnachtstagen entstanden sind, zu beseitigen. Es wurde gemeldet, dass noch einige Dörfer und Weiler von der Außenwelt abgeschnitten waren und teilweise nicht mehr mit Strom, Telefon und Wasser versorgt sind. Binnen weniger Stunden wurden zehn Feuerwehrleute aus Scheinfeld gefunden, die am nächsten morgen um 10.00 Uhr zum Nürnberger Flughafen aufbrechen sollten. Insgesamt waren dann am Sonntag ca. 240 Feuerwehrleute aus ganz Mittelfranken mit französischen Militärmaschinen vom Nürnberger Flughafen in den französischen Partnerlandkreis Limousin geflogen worden. Aus dem Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim waren Feuerwehrleute aus Scheinfeld, Neustadt/Aisch, Bad Windsheim und Diespeck mit dabei.
Hier finden Sie einen kurzen Ablaufplan über die Erlebnisse und Ereignisse von der "Alarmierung" über den Einsatz bis hin zur Rückkunft.
1. Januar 2000
Eine Abordnung der FF Scheinfeld befand sich gerade auf der von der Stadt Scheinfeld ausgetragenen Millenniumsfeier als KBR Hufnagel gegen 19.00 Uhr telefonisch alarmiert wurde, um freiwillige für einen Katastropheneinsatz im französischen Limousin zu finden. Aufgabe war es, die Schäden der beiden Orkane an den Weihnachtstagen zu beseitigen. Laut ersten Informationen waren noch sehr viele Dörfer und Weiler von den Außenwelt abgeschnitten, die Strom-, Telefon- und Wasserversorgung in vielen Gebieten zusammengebrochen. Abflug sollte am Sonntag gegen 14.00 Uhr sein. Binnen einer Stunde wurden zehn Feuerwehrleute aus Scheinfeld gefunden und bereits um 20.00 Uhr eine Besprechung im Feuerwehrhaus Scheinfeld abgehalten.
2. Januar 2000
Treffpunkt um 10.00 Uhr am Feuerwehrhaus Scheinfeld. Zusammenstellen der Ausrüstung (Schutzkleidung, Motorsägen, Ersatzketten, Werkzeuge, Kanister, Wendeeisen, Kisten, usw.). Verladen des persönlichen Gepäcks und der Ausrüstung in Einsatzbusse der Feuerwehr. Um 11.00 Uhr ist Abfahrt zum Treffpunkt der Helfer aus dem Landkreis am Feuerwehrhaus in Neustadt/Aisch. Erste Lagebesprechung und Verabschiedung durch KBR Franz Hufnagel. 12.30 Uhr ist Abfahrt der 24 Helfer aus dem Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim (NEA), bestehend aus Feuerwehrleuten der Wehren Scheinfeld, Neustadt/Aisch, Bad Windsheim und Diespeck, zum Flughafen Nürnberg. Ankunft am Flughafen war um 13.30 Uhr. Gegen 15.00 Uhr war die Begrüßung der Helfer aus Mittelfranken und erste Lagebesprechung mit dem Einsatzleiter Herrn Wagner aus Erlangen (Standbrandrat). Die erste der vier französischen Militärmaschinen vom Typ Transal hebt gegen 19.00 Uhr ab. Die freiwilligen Helfer aus dem Landkreis NEA heben um 21.30 Uhr in Nürnberg ab. Nach zwei Stunden Flugzeit war Ankunft auf einem Flugplatz nahe Limoges (Limousin). Begrüßung der Helfer durch einige französische Politiker. Anschließend wurden die Helfer mit Bussen in ein Gymnasium in Limoges gebracht um die Unterkunft für die erste Nacht zu beziehen. Bei der Ankunft im Gymnasium wurden die Feuerwehrleute mit einer warmen Mahlzeit verpflegt und konnten sich gegen 3.00 Uhr schlafen legen.
3. Januar 2000
Um 7.00 Uhr wecken. Aufteilung der Einsatzkräfte in drei Gruppen. Um 11.00 Uhr wurden die drei Gruppen nach einer Lagebesprechung in die verschiedenen Krisengebiete gebracht. Die Helfer aus dem Landkreis NEA kamen gegen 12.30 Uhr in ihrem Quartier in Eymoutiers an. Die Unterkünfte die sich in einem Feriendorf befanden, wurden bezogen. Anschließend gab es eine warme Mahlzeit. Nach dem überprüfen der Ausrüstung, wurden die Helfer in mehrere Einheiten unterteilt. Die Helfer aus dem Landkreis NEA bildeten eine einzelne Einheit, die sich aus taktischen Gründen nochmals in zwei Gruppen aufteilte. Um 15.30 Uhr wurden die Feuerwehrleute zum ersten mal mit Kleinbussen und Transportern in ihr erstes Einsatzgebiet gebracht und konnten sich ein Bild von der Lage machen. Bei ihrem ersten Einsatz hatten die Helfer die Aufgabe, eine Verbindungsstraße zum Pumpenhaus der Wasserversorgung von Eymoutiers freizuschneiden. Diese war teilweise bis zu 3 Meter hoch durch Bäume versperrt.. Rückkehr zur Unterkunft war nach Einbruch der Dunkelheit gegen 17.30 Uhr. Nach dem Abendessen wurde eine Einsatzbesprechung der Gruppenleiter und dem Abschnittsführer Herrn Wittmann von der Berufsfeuerwehr Fürth durchgeführt. Im folgenden wird nur noch von der Einheit des Landkreises Neustadt/Aisch - Bad Windsheim berichtet!
4. Januar 2000
Um 6.30 Uhr wurde geweckt. Um 7.00 Uhr Frühstück. Um 8.00 Uhr war Lagebesprechung, Verteilung von Transportern für die Mannschaften und Ausrüstungsgegenstände. Da es in der Gegend erst zwischen 8.30 Uhr und 9.00 Uhr hell wurde, konnten die Einheiten erst um 8.30 Uhr in die Einsatzgebiete, die teilweise zwischen 30 und 60 Minuten entfernt waren, aufbrechen. Die Einheit aus dem Landkreis NEA war noch bis Mittag damit beschäftigt, die Arbeiten des Vortages abzuschließen. Die Helfer kamen in den ersten 2 Stunden nur rund 50 Meter weit, da die Bäume meterhoch und gefährlich überkreuz lagen. Nach einer kurzen Mittagspause wurden die Feuerwehrleute zu einer neuen Einsatzstelle gebracht. Es war wieder eine ca. 6 km lange Verbindungsstraße sowie eine Telefonleitung, die stellenweise durchtrennt war, freizulegen. Die Verbindungsstraße, die zu einigen von den Außenwelt abgeschnittenen Gehöften führte, war ein wichtiger Punkt, da Sie einerseits für Rettungs- und Versorgungsfahrzeuge diente und andererseits für spätere Aufräumarbeiten gebraucht wurde. Uns wurde mitgeteilt, dass die Aufräumarbeiten bis spätestens 1. April weitestgehend abgeschlossen sein müssen, da sonst eine enorme Plage durch den Borkenkäfer drohe. Dies zu schaffen dürfte aber kaum möglich sein, da teilweise ganze Waldstriche vernichtet wurden. Rückkehr zur Unterkunft war wieder nach Einbruch der Dunkelheit gegen 17.00 Uhr. Nach der Reinigung und Instandsetzung der Ausrüstung war die Arbeit für diesen Tag erledigt.
5. Januar 2000
Wecken war wieder um 6.30 Uhr angesagt. Nach dem Frühstück und dem verladen der Ausrüstung war gegen 8.30 Uhr Abfahrt ins Einsatzgebiet. Wie am Vortag war wieder eine ca. 7 km lange Versorgungsstraße freizulegen. Diese war teilweise 4 bis 5 Meter hoch mit Bäumen bedeckt und war streckenweise für die Helfer nicht mehr auszumachen. Die Einsatzkräfte aus dem Landkreis NEA brauchten den kompletten Tag, um diese Arbeiten abzuschließen. Rückkehr zur Unterkunft war wieder gegen 17.00 Uhr.
6. Januar 2000
Die Helfer wurden um 6.30 Uhr geweckt. Nach dem Frühstück war gegen 8.30 Uhr Abfahrt zum ersten Einsatzgebiet in der Nähe von St. Léonard. Aufgabe war es eine Schneise in ein zerstörtes Waldstück zu schlagen, um die Durchfahrt der LKWs des Elektrizitätswerkes zum Aufstellen neuer Strommasten zu ermöglichen. Es wurde eine Dauer von einem Tag für diese Arbeiten veranschlagt. Bereits nach 1 1/2 Stunden hatten unsere Helfer die Arbeiten in diesem Einsatzgebiet erledigt. Die zweite Einsatzstelle für diesen Tag lag unweit entfernt und bürgte einige Gefahren. Es musste eine Stromleitung freigelegt werden, die teilweise meterhoch unter Bäumen begraben war. Die dritte und letzte Einsatzstelle für diesen Tag war ebenfalls im gleichen Gebiet. Diesmal war wieder eine Strom- und Telefonleitung freizulegen. Diese war ursprünglich in einem Wald quer über einen Hang verlegt worden. Der Wald auf dieser Strecke war auf ca. 700 Metern komplett vernichtet und es war schwierig, die Leitungen unter den ineinander liegenden Bäumen und Ästen auszumachen. Mittlerweile war den Einsatzkräften die schweißtreibende Arbeit ins Gesicht geschrieben. Rückkehr zur Unterkunft in Eymoutiers, das ca. 1 Stunde entfernt war, war gegen 17.00 Uhr.
7. Januar 2000
Geweckt wurden die Helfer um 6.30 Uhr. Nach dem Frühstück um 7.30 Uhr wurden alle Ausrüstungsgegenstände gereinigt und verpackt, die Unterkünfte gesäubert und die persönliche Ausrüstung verstaut. Abfahrt zum Flugplatz in der Nähe von Limoges (ca. 1,5 Stunden entfernt) war um 10.30 Uhr. Nach Eintreffen aller 240 Helfer wurden Essenspakete verteilt. Das erste Flugzeug in Richtung Deutschland startete gegen 15.00 Uhr. Diese wurde mit der gesamten Ausrüstung beladen. Es konnten nur noch 17 Feuerwehrleute mit nach Hause genommen werden. Die anderen Helfer wurden in ein Gymnasium in Limoges zum Abendessen gebracht. Nach der Rückkehr zum Flugplatz gegen 18.00 Uhr wurden die Einsatzkräfte von französischen Politikern verabschiedet. Auch hier machte sich die unsägliche Dankbarkeit wieder bemerkbar, die in den Tagen zuvor immer wieder betont wurde und in allen Tageszeitungen auf den Titelblättern nachzulesen war. Um ca. 20.00 Uhr hob die Maschine von Typ Airbus A 310 mit den restlichen Feuerwehrleuten zum Nürnberger Flughafen ab. Bei der Ankunft gegen 21.30 Uhr wurden die Helfer bereits von Angehörigen der jeweiligen Feuerwehren erwartet. Nach dem Verladen der Ausrüstung und des persönlichen Gepäcks, war der Einsatz beendet.