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Interne Querelen dürften mit dazu beigetragen haben, dass sich der Neubau so lange hinzog. Zum 1. Februar 1967 legte Hans Haas sein Amt als Kommandant nieder. In einer der betrüblichsten Generalversammlungen der Scheinfelder Feuerwehr am 4. März desselben Jahres, wurde Hans Haas, trotz seiner öffentlich vorgetragenen Rücktrittsabsichten, wiedergewählt, nachdem sich die Feuerwehr bereiterklärt hatte, ihm ein monatliches Fixum für seine Verdienstausfälle zu bezahlen, da die Stadt eine Übernahme dieses Betrages verweigert hatte. Daraufhin nahm Haas die Neuwahl an, um einen Tag später endgültig abzudanken. Eine Entschädigungszahlung aus der Feuerwehrkasse war für ihn nicht zu ertragen. Gleichzeitig trat er ganz aus der Feuerwehr aus und stellte seinen Posten als Kreisbrandmeister zur Verfügung. In einer einen Monat später angesetzten Kommandantenneuwahl wurde der bisherige zweite Kommandant, Robert Hügelschäfer, zum neuen Kommandanten gewählt. Neben gelegentlichen Alarmierungen an die Autobahn stellten Scheunen- und Stallbrände weiterhin den größten Anteil bei den Einsätzen. Im August 1965 brannten wegen eines defekten Häckslers zwei Scheunen und Stallungen in Lerchenhöchstadt nieder. Bei der Brandbekämpfung bewährte sich das neue Tanklöschfahrzeug, das zusammen mit der Neustädter Wehr im Pendelverkehr Wasser herbeischaffte. Feuerwehren aus dreizehn Gemeinden wurden im Juni 1966 nach Burghaslach beordert, wo ein Blitzschlag eine Scheune in Brand setzte. Sie konnten zwar das Übergreifen des Feuers auf das Wohnhaus verhindern, je zwei Scheunen, Vieh- und Schweineställe brannten aber ab. Eine größere Katastrophe verhinderte die Feuerwehr bei einem Großbrand im Dezember 1966 in Markt Bibart, als inmitten des Ortes ein Feuer ausgebrochen war, das zahlreiche Scheunen, Stallungen und sonstige Nebengebäude vernichtete. Brandstiftung war die Ursache für einen weiteren Großbrand, diesmal in Neustadt a. d. Aisch im Juni 1969. Dabei wurden drei Scheunen völlig zerstört und zwei Wohnhäuser stark beschädigt. Dank der vorbildlichen Zusammenarbeit der Feuerwehren aus Neustadt/ Aisch, Scheinfeld, Emskirchen und Wilhermsdorf konnte ein weiteres Übergreifen des Feuers auf Nachbargebäude verhindert werden. Kommandant Hügelschäfer setzte sich in den folgenden Jahren sehr für die Ausbildung und Schulung der Scheinfelder Feuerwehrmänner ein. Neben den regelmäßigen Leistungsprüfungen besuchten immer mehr Feuerwehrmänner die Feuerwehrschule in Würzburg, um beispielsweise zum Maschinisten oder für Führungspositionen ausgebildet zu werden. Großübungen im Rahmen der Brandschutzwoche sollten die Zusammenarbeit mit Nachbarwehren verstärken. Besonders aber lag häufig die Kameradschaft innerhalb der Feuerwehr im Argen. Die Übungen waren überdies oft mäßig besucht. Trotz zahlreicher Appelle und Zwangsausschlüsse, was die Zahlung der Feuerschutzabgabe zur Folge hatte, blieb dieses Problem, das in jeder Feuerwehr mehr oder weniger anzutreffen ist, unlösbar. An dem Zustand änderten auch die alljährlichen zweitägigen Ausflüge nichts.

Nach 96 Jahren revidierte man die Feuerwehrsatzung von 1873 und beschloss am 27. Januar 1969 eine neue Satzung, die sich an einer Mustersatzung für die bayerischen Feuerwehren orientierte. Am 3. März 1970 stimmte der Stadtrat dem Erwerb eines neuen Feuerwehrautos zu. Im Mai 1972 konnten Feuerwehrmitglieder das neue schwere Löschfahrzeug (LF 8/TS) in Ulm abholen. Ab Januar 1972 stattete der Landkreis Scheinfeld die Feuerwehren Scheinfeld, Iphofen und Burghaslach mit Funkgeräten aus. Im November 1973 genehmigte der Scheinfelder Stadtrat das Geld für die Kosten einer Funkalarmierung. Im Mai 1974 begann eine Diskussion um die Notwendigkeit der Anschaffung einer Drehleiter, da die zunehmende Zahl höherer Häuser in der Stadt diese erfordern würde. Zu einer raschen Anschaffung, etwa einer DL 30, konnte sich die Stadt nicht durchringen. Erst 10 Jahre später nahm die Feuerwehr eine mechanische 18 Meter Anhängeleiter in Empfang. Mitte der 70er Jahre war das Verhältnis zwischen Feuerwehr und Stadt abermals gespannt. Mehrere Entwicklungen führten zu der Verhärtung: Zum einen fühlte sich die Feuerwehr, in Anbetracht der sinkenden Mitgliederzahlen ( Juli 1974: 64 aktive und 42 passive Mitglieder), zu wenig bei der Werbung um neue Feuerwehrleute unterstützt. So beklagte der Kommandant im Juli 1974, dass die Stadt keinerlei finanzielle Unterstützung für Werbemaßnahmen gewährte; ferner sei auch kein städtischer Arbeiter Mitglied der Feuerwehr. Zum anderen konfrontierte die Feuerwehrleitung im November 1975 die überraschten Stadträte mit einem Klagebrief, in dem sie ihren Rücktritt für den Fall ankündigte, dass auch in Zukunft die vermeintliche Vernachlässigung von Seiten der Stadt andauere. Speziell wurde die dringende Anschaffung von Pressluft-Atemschutzgeräten gefordert. In diesem Punkt erhielt die Scheinfelder Feuerwehr im Januar 1976 vom Kreisbrandrat Schützenhilfe. Der Stadtrat reagierte auf die herbe Kritik mit Empörung und hielt sie für übertrieben und ungerechtfertigt. Zu einem weiteren Konflikt kam es im April 1977 mit der Freiwilligen Feuerwehr Schwarzenberg- Klosterdorf. Zehn Jahre vorher, am 13. Januar 1967, hatten sich beide Feuerwehren auf einen bedingten Zusammenschluss geeinigt. Dabei blieb der Verein „Freiwillige Feuerwehr Schwarzenberg- Klosterdorf“ selbständig, jedoch sollten beide Feuerwehren im technischen Bereich eine Einheit bilden. Die einzelnen Löschgruppen unterstanden in Klosterdorf einem eigenen Kommandanten. Ausgelöst durch einen Brief des Scheinfelder Kommandanten, der rechtliche Bedenken über diese „Konstruktion“ vorgebracht hatte, entstand 1977 ein Streit, der sich in der Jahreshauptversammlung entlud. Dort verteidigten die Klosterdörfer ihre Eigenständigkeit, so dass den Scheinfeldern nichts anderes übrigblieb, als einen eigenen Feuerwehrverein zu gründen, dessen Vorsitzender Peter Korn wurde.

Ende der 70er Jahre setzte eine zunehmende Diskussion um ein neues, größeres Feuerwehrgerätehaus ein. Mit der Aufstockung des Fahrzeugparks und der Zunahme von technischen Geräten wurde das 1968 eingeweihte Gerätehaus rasch zu klein. Fehlende Sanitär- und Schulungsräume, keine ordentlich ausgerüstete Werkstatt für die zahlreichen Reparaturen, die vor allem für die kleineren Nachbarwehren ausgeführt werden mussten, kein eigener Atemschutzraum - dies alles machte einen großzügigeren Neubau unumgänglich. Von einer ursprünglich geplanten Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses sah man 1981 bei der Stadtverwaltung ab. Man plante einen völligen Neubau auf einem ab 1983 verfügbaren Gelände an der alten Bamberger Straße, aber bereits bei der Jahreshauptversammlung im März 1982 stand fest, dass frühestens 1984 ein Neubau errichtet werden kann. Erst am 29. April 1985 genehmigte der Stadtrat den Plan für einen Neubau an der Karl- Lax Straße. Mit ihm wurde die Stadt den Bedürfnissen ihrer Stützpunktfeuerwehr weitgehend gerecht. Das neue Gebäude umfasst eine Wohnung für den Hausmeister, einen großen Unterrichtsraum, eine Feuerwehreinsatzzentrale, eine große Fahrzeughalle mit Schlauchwaschanlage und Waschhalle, großzügige Sanitäranlagen und ein Umkleideraum, ferner eine eigene Werkstatt und einen separaten Atemschutzraum. Im Sommer 1987 konnte das neue Gebäude von der Feuerwehr bezogen werden. Damit hat die Freiwillige Feuerwehr Scheinfeld nach langen Jahren mit provisorischen und viel zu mangelhaften Unterkünften endlich ein ihr angemessenes Haus erhalten. Nach 12-jähriger Tätigkeit als Kommandant legte Robert Hügelschäfer im März 1979 bei einer Jahreshauptversammlung sein Amt nieder. Nachfolger wurde Heinrich Simon. Erstmals seit längerer Zeit konnte man in Scheinfeld wieder jugendlichen Nachwuchs in die Reihen der Wehr aufnehmen und ausbilden. Die Jugendlichen stellten sich ausnahmslos der Jugendleistungsprüfung. Den ersten Einsatz mit technischer Hilfeleistung hatte die Feuerwehr Scheinfeld am 29. Februar 1980 in Herpersdorf, wo ein PKW am Ortseingang ins Schleudern gekommen und mit der Breitseite auf einen steinernen Gartenpfosten geprallt war, der durch die Frontscheibe ins Wageninnere ragte. Die Fahrerin war im Fahrzeug eingeklemmt. Nach Lösen des PKW vom Gartenpfosten konnte die Fahrerin aus ihrer misslichen Lage befreit und dem Rettungsdienst übergeben werden. In der Folgezeit häuften sich die Einsätze mit technischer Hilfeleistung. In vielen Fällen konnte die FF Scheinfeld den eingeklemmten Personen rasche Hilfe leisten. Aber es gab auch Tote zu beklagen. Ende 1982 brannte in Scheinfeld das Kino bis auf die Grundmauern nieder. Man konnte ein Übergreifen auf Nachbargebäude verhindern, das Kino wurde jedoch komplett zerstört und seit dieser Zeit existiert in Scheinfeld kein Kino mehr. Bei Schauvorführungen, z. B. dem Tag der offenen Tür, wurde immer wieder um Nachwuchs für die Feuerwehr geworben. 1982 wurde die Jugendfeuerwehr Scheinfeld erstmals gegründet.